19 Mrz 2023

20 JAHRE GRANGES MELANGES

20 Jahre Granges Mélanges: Integration als dauernde Herausforderung in Grenchen

 Im Parktheater feierte der Verein Granges Mélanges sein Jubiläum mit Reden. Eröffnet wurde auch die Fotoausstellung «jung, binational, genial».

Vielfältig, interessant, kontrovers, farbig, unterhaltsam, lehrreich, zusammenarbeitend: Der Verein Granges Mélanges beging sein 20-Jahr-Jubiläum im Parktheater so, wie er in den beiden vergangenen Jahrzehnten die Stadt mit seinen Veranstaltungen über «Fremd und heimisch sein» sowie Integration gar manches Mal bereichert hatte.

Für das Jubiläum hat sich der Verein die Zusammenarbeit mit der IG-Binational sowie dem Verein «Frabina» gesichert. «Frabina» ist die Beratungsstelle für binationale Paare und Familien, Migrantinnen und Migranten und auch die Anlaufstelle gegen Rassismus und Diskriminierung der Kantone Solothurn und Bern.

Die zahlreichen Besuchenden kamen in den Genuss einer Fotoausstellung mit Porträts von jungen Erwachsenen unter vierzig Jahren aus binationalen Familien, die in kurzen, knackigen Aussagen zumeist ein positives Fazit über ihre Herkunft zogen. Im Foyer und im Restaurant liess es sich trefflich über die gut 30 Ausstellungsstücke nachdenken und diskutieren. Sie sind noch bis zum 31. März zu begutachten (während der Restaurant-Öffnungszeiten).

«Du nimmst einen Teil meiner Identität»

Anna Chiedza Spörri und Sophie Gerber thematisierten in ihrer Performance «Drzwüsche» die Herausforderung der Schaffung einer Identität in der Dualität der Kulturen. Oder etwas weniger sperrig ausgedrückt: Der im wahrsten Sinne des Wortes bewegende Auftritt mit Elementen aus Hip Hop, zeitgenössischem Tanz und Spoken Word zeigte auf, dass die Integrität von Personen aus anderen Orten oder Kulturkreisen meist unwissentlich zwar, aber dennoch immer wieder verletzt wird.

«Du nimmst einen Teil meiner Identität, nur weil Dein Weltbild nicht so aussieht, wie ich das will», beklagt sich zum Beispiel eine der beiden Protagonistinnen. Es ist eben nicht cool, wenn man nach der Herkunft einer Person bohrende Fragen stellt oder gar ihre Haartracht betatscht, nur weil man diese als ausserordentlich ansieht.

«Integration ist ein anspruchsvoller Prozess»

In ihrer Ansprache betonte Elisabeth Egli, Präsidentin des Vereins seit seiner Gründung, dass Integration einen anspruchsvollen Prozess zwischen Menschen aus dem Ausland und jenen, die ansässig sind, darstelle: «Daran hat sich seit der Vereinsgründung vor 20 Jahren nichts geändert.» Nicht verändert habe sich auch das breit gefächerte Angebot des Vereins an die gesamte Wohnbevölkerung der Stadt, an Neuzugezogene wie Alteingesessene, Mitglieder wie Nichtmitglieder.

Vizestadtpräsident Remo Bill betonte in seiner Ansprache die Wichtigkeit des Vereins, vor dessen Gründung nichts Institutionelles oder Organisiertes bestanden habe, das sich des Themas angenommen hätte.

Bill wies insbesondere auf die Wichtigkeit der Sprache hin: «Die kulturelle Vielfalt ist eine Bereicherung, sie birgt aber auch Stoff für Konflikte. Wie können wir diesen entgegenwirken? Wenn wir von Integration sprechen, sind sich wohl alle der grossen Bedeutung der individuellen Sprachkompetenz einig.»

Genau hier lägen die Anfänge von Granges Mélanges, wobei sich der Verein in der Zwischenzeit überregional einen Namen gemacht habe, und von Stadt und Kanton ausgezeichnet worden sei.

Fotoausstellung im Parktheater.

Fotoausstellung «jung, binational, genial».

© Grenchner Tagblatt, 19.03.2023, Fotos by Andre Veith und Text by André Weyermann

 

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